Gewichtsstücke müssen im Rahmen der verwendeten Norm regelmäßig rekalibriert werden. Die Messergebenisse der erneuten Kalibrierung des Gewichtsstückes können unter Umständen stark von den Messergebnissen der vorhergehenden Kalibrierung abweichen.
Für diese scheinbare Veränderung des Gewichtsstückes gibt es mehrere Gründe, die meist zusammenwirken:
- Jede Kalibrierung kann nur mit einer gewissen Genauigkeit durchgeführt werden. Die Genauigkeit der Bestimmung wird in Form der erweiterten Messunsicherheit zusammen mit jedem Messergebnis angegeben. Diese beschreibt mit einer Wahrscheinlichkeit von 95%, in welchem Bereich um den angegebenen Wert sich der tatsächliche Wert des Gewichtsstücks befindet.
Somit kann es theoretisch möglich sein, dass die Differenz der Messergebnisse von zwei Kalibrierungen desselben Gewichtsstücks sogar leicht größer wie die angegebene Unsicherheit ist. - Wird ein Gewichtsstück zwischen zwei Kalibrierungen leichter, so liegt dies meist an der Handhabung des Gewichtsstücks. Jede auch noch so vorsichtige Berührung oder Bewegung eines Gewichtsstücks, darunter natürlich auch das Greifen mit einer Pinzette oder das Aufstellen auf die Waage, kann kleinste Mengen von Material des Gewichtsstücks abtragen. Oft können die Spuren dieses Abtrags mit bloßem Auge nicht erkannt werden. Die regelmäßige Verwendung kann so signifikante Änderungen der Masse bewirken.
- Ein Gewichtsstück kann jedoch zwischen zwei Kalibrierungen auch schwerer werden. Grund hierfür sind meist unsichtbare Ablagerungen von Partikeln aus der Umgebungsluft, in der das Gewicht aufbewahrt und verwendet wird. Ein weiterer Grund kann die unsachgemäße Handhabung des Gewichtsstücks sein. Beispiele hierfür ist das Anfassen mit bloßer Hand oder der Kontakt mit nicht geeigneten Flüssigkeiten.
Zwar wird ein Gewicht vor jeder Kalibrierung sorgfältig gereinigt (trocken), doch es können signifikante Ablagerungen in den Unebenheiten des Materials (den „Poren“ der Oberfläche) zurückbleiben. Denn auch selbst der mit größter Sorgfalt behandelte internationale Kilogrammprototyp (das Urkilogramm) verändert sich messbar. Die Ursache dieser Veränderung ist bisher nicht eindeutig geklärt.
Zeigt eine erneute Kalibrierung eines Gewichtsstücks eine zu große Änderung, so ist eine Verkürzung des Kalibrierintervalls in Betracht zu ziehen. Dies gilt insbesondere gerade dann, wenn die Veränderung so groß ist, dass es nicht mehr die geforderte, im Kalibrierschein bestätigte Toleranz einhält.
In der unten gezeigten Grafik sehen Sie die Veränderung des konventionellen Wägewertes eines Gewichtes über mehrere Jahre hinweg, welche im normalen Rahmen liegt. Ebenfalls sehen Sie einen Forecast, wie der konventionelle Wägewert sich bei gleicher Nutzung in der Zukunft verändern wird.
Die Veränderung eines Gewichtsstückes ist also in gewissen Toleranzen normal, jedoch muss diese überwacht werden.
Zeigt die Rekalibrierung eines Gewichtes wie im folgenden Beispiel eine zu große Veränderung, so muss diese berücksichtigt werden.
Der Forecast wird in diesem Fall zeigen, dass das Gewicht innerhalb des aktuellen Rekalibrierungsintervalls vermutlich außerhalb der Toleranz sein wird.
Hierbei muss beachtet werden, dass sich mit einem längeren Rekalibrierungsintervall auch die Messunsicherheit vergrößert.
Um dies und die damit anschließend eventuell notwendigen Korrekturmaßnahmen zu verhindern, kann das Gewicht vorab justiert / ausgetauscht oder der Rekalibrierungsintervall verkürzt werden.